Es gibt keinen Priestermangel. Es gibt ein Aussterben des Priesterberufes. Zu dieser Annahme kann man zumindest kommen, wenn man auf die Zahlen der in den Gemeinden eingesetzten Priester schaut. Für unser Erzbistum Hamburg sind derzeit noch etwa 80 Priester im aktiven Dienst. Gemeint sind damit die inkardinierten Priester, also solche, die fest zum Bistum gehören. Dazu kommen noch Ordenspriester, Seelsorger der fremdsprachigen Gemeinden und Gastpriester, die für ein gewisse Zeit in einem Bistum arbeiten und dann wieder in ihre Heimatbistümer zurückkehren. Vor 15 Jahren lag die Zahl der aktiven inkardinierten Priester im Erzbistum Hamburg bei ca. 120. In 15 Jahren werden es mit Blick auf die Altersstruktur des Klerus und die geringen Nachwuchszahlen wohl nur noch etwa 30 sein. Über mögliche Ursachen und Maßnahmen zur Verbesserung der Situation habe ich bereits an anderer Stelle geschrieben.[1] Was mich bewegt hat, das Thema noch einmal aufzunehmen, ist ein Phänomen, das etwas abseits der gängigen Strukturen von Bistümern und Pfarreien auftaucht.
An einigen Stellen nämlich wächst die Zahl der Priester. Es gibt einen Gegentrend zum gängigen europäischen Schrumpfen des Klerus, das mittlerweile auch die langjährige „Priesterschmiede“ Polen erreicht hat. Es geht hierbei nicht um Priesterseminare in Afrika oder Asien, in denen sich beachtliche Zahlen von Kandidaten finden (die allerdings auch benötigt werden, da die Zahl der Christen dort insgesamt wächst und verglichen mit Europa immer noch über weit weniger Priester im Verhältnis zur Katholikenzahl verfügt). Vielmehr wächst die Zahl der Priester in einigen Bereichen auch in Europa. Am beeindruckendsten ist derzeit die Priestergemeinschaft von Saint-Martin, eine französische Gründung aus dem Jahr 1983, die mittlerweile auch über das Stammland Frankreich in anderen Ländern Europas in der Seelsorge, vor allem der Pfarrseelsorge tätig ist. Für das Jahr 2020 gab die Gemeinschaft an, dass ihr 115 Priester angehören, Durchschnittsalter 34 Jahre. Noch beeindruckender ist für mich die Zahl von 120 Seminaristen, die sich derzeit für die Gemeinschaft auf den Priesterberuf vorbereiten.[2] Bei derzeit rund 120 Priesterweihen pro Jahr in Frankreich insgesamt, dürfte der Anteil der jungen Priester aus der Gemeinschaft bald um die 20% betragen.
Ein anderes Beispiel. Das österreichische Zisterzienserkloster Stift Heiligenkreuz bei Wien meldet für dieses Jahr sieben Neueintritte.[3] Dies ist für Heiligenkreuz keine Ausnahme. Das Stift hat in den vergangenen Jahren immer 5 bis 10 neue Kandidaten aufgenommen und wächst damit so stark, dass man vor einigen Jahren eine zweite Ausgründung vornahm. Die Gemeinschaft von Heiligenkreuz baut ein neues Kloster in der Neuzelle im Bistum Görlitz auf.
Ein drittes Beispiel: Die traditionalistische Petrusbruderschaft, gegründet 1988, verzeichnet ebenfalls einen stetigen Zuwachs. In der europäischen Sektion der Gemeinschaft fanden 2022 zehn Priesterweihen statt. Die Bruderschaft gibt an, dass sich derzeit 100 Seminaristen im Priesterseminar in Wigratzbad (Bayern) befinden.[4] Weitere Beispiele können ergänzt werden, etwa aus den Priesterseminaren des Neokatechumenalen Weges in Berlin und Köln, wo sich 40 internationale Kandidaten auf die Priesterweihe vorbereiten, oder der Gemeinschaft der Legionäre Christi. Obwohl letztere durch einen handfesten Skandal um ihren Gründer Maciel Marcel massiv erschüttert wurde, hat sich die Zahl der Seminaristen wohl wieder stabilisiert. Weltweit sollen sich nach Angabe des Ordens derzeit 500 Männer in Studium und Ausbildung befinden.[5]
Die Zahlen sind nicht sehr gut vergleichen, da es sich bei den genannten Gemeinschaften größtenteils um internationale Gemeinschaften handelt. Die Europäer, auch die Deutschen sind allerdings ebenfalls in nicht unbedeutender Zahl vertreten. Denkwürdig ist dies, weil die Gemeinschaften vielen Katholiken hierzulande kaum bekannt sein dürften. Die Wahrnehmung der Kirche vor Ort orientiert sich weitgehend an der Pfarrseelsorge und den klassischen Ordensgemeinschaften. Dorthin finden allerdings finden nur wenige den Weg. Das Priesterseminar Sankt Georgen in Frankfurt bildet Seminaristen aus mittlerweile mindestens acht Bistümern aus. Leider ist die Homepage des Seminars derzeit (November 2023) nicht abrufbar. Wie ich hörte, waren es zuletzt aber nur rund 20 Personen, die sich dort zur Ausbildung befanden. Die Jesuiten, der weltweit größte Männerorden, meldeten 2023 vier Neueintritte ins Noviziat, davon einer aus Deutschland (bei insgesamt ca. 220 Jesuiten, die in Deutschland wohnen). Die Franziskaner in Deutschland notierten anlässlich der bislang letzten Priesterweihe im Orden im Jahr 2021, dass dies wohl auf die nächsten zehn Jahre die letzte Priesterweihe gewesen sein könnte.[6]
Damit zeichnet sich im europäischen Kontext ein deutlicher Trend ab. Während fast alle Bereiche der Kirche weniger Priester- und Ordensnachwuchs haben, wachsen die Zahlen in einigen Gemeinschaften deutlich an. Dies trifft offenbar für Gemeinschaften mit einem eher klassischen, traditionellen oder konservativen Profil zu. Der schnell geäußerte Verdacht, dass es wohl eher ungeeignete Kandidaten sind, etwa solche, die an anderen Orten abgelehnt wurden, die in randständigen Gemeinschaften Zuflucht suchen, ist so pauschal nicht richtig. Was für einzelne sicherlich stimmt, gilt längst nicht für alle. Aus persönlichen Kontakten zu Mitbrüdern aus einigen der genannten Gemeinschaften kann ich dies nicht bestätigen. Das Priesterseminar ist schließlich zur Prüfung des eigenen Berufungsweges gedacht. Etwa ein Drittel bis die Hälfte der Kandidaten in den diözesanen Priesterseminarien schlägt in der Ausbildungszeit einen anderen Weg ein. Diözesen und Orden haben natürlich die Pflicht, ungeeignete Kandidaten nicht zur Priesterweihe zuzulassen. Ich gehe erst einmal davon aus, dass dies auch für die genannten Gemeinschaften gilt.
Was also bewegt junge Männer, die einer Berufung zum Priestertum nachgehen wollen, sich zur Zeit eher einem Orden oder einer geistlichen Gemeinschaft anzuschließen? Bei der Suche nach Gründen würde ich das Folgende annehmen:
Zunächst muss man für Deutschland wohl feststellen, dass der Berufungsweg der Priestergenerationen der letzten Jahrzehnte offensichtlich unfruchtbar geworden ist. In der Volkskirche der Vor- und Nachkriegszeit spielte wohl vor allem die Familie eine wichtige Rolle. Das Priestertum oder Ordensleben galt im katholischen Milieu als ein seriöser und positiv besetzter Berufswunsch, zuweilen auch als sozialer Aufstieg. Priester kamen häufig aus kinderreichen Familien und waren den klassischen Weg der kirchlichen Beheimatung als Messdiener, Mitglieder von Jugendgruppen und vor allem als regelmäßige Teilnehmer am kirchlichen Leben (Sonntagsgottesdienst, Feste, Sakramente, Katechese) gegangen. Das Priestertum im Bistumsdienst hatte ein klares Profil: Einsatz als Vikar oder Kaplan auf mehreren Stellen in klar umgrenzten Gemeinden mit weitgehend gleichbleibenden Grundaufgaben. Später war die Übernahme einer Pfarrstelle möglich, wobei eine Auswahl zwischen „kleineren“ und „größeren“ Gemeinden dabei half, den Klerikern Aufgaben zu übertragen, für die sie geeignet waren. Neben der Pfarrei war auch ein Einsatz in der Schul-, Jugend-, oder Krankenseelsorge (kategorialer Dienst) möglich.
Mit dem II. Vatikanischen Konzil änderte sich das Priesterbild. Es war (für Deutschland gesprochen) ein Bedürfnis in der damals jungen Generation vorhanden, das klassische Standesbild des Priesters in der Gesellschaft zu überwinden. Es war nicht mehr zeitgemäß. Die „Gemeinde“ vor Ort, die durch die Persönlichkeit des Pfarrers geprägt und profiliert werden konnte, gewann an Attraktivität. Neben den Familien spielte sie als Ort der persönlichen Glaubens- und Lebensprägung für die damals noch zahlreichen Jugendlichen eine wichtige Rolle. Auch wenn nach dem Konzil die Zahl der Priesteranwärter zunächst deutlich zurückging, stieg sie in den 1980er Jahren wieder an. Die damals jungen Seminaristen hatten aus ihrer Erfahrung häufig das Bild der (überschaubaren) „lebendigen“ Gemeinde mitgebracht.
Doch die Zahl der „aktiven“ Katholiken ging stetig zurück und mit ihr auch die Zahl der potentiellen Priester. Die Bistümer reagierten ab den 1990er Jahren mit der Bildung von Großpfarreien auf den absehbaren Personalmangel. Mit der Vergrößerung der Zuständigkeitsbereiche wuchs gerade für die Pfarrer auch der umfang ihrer Aufgaben . Schon zu meiner Studienzeit Ende der 90er Jahre machte das Schreckgespenst des Pfarrers die Runde, der hauptsächlich noch für Verwaltung zuständig war, in jedem Fall aber immer weniger Zeit für die Seelsorge hatte. Ich stimme dieser Sichtweise nicht ganz zu. Es muss in Betracht gezogen werden, dass auch die seelsorglichen Bedürfnisse in den Gemeinden insgesamt weiter abgenommen haben. Die Kirche darf die Schuld am Schrumpfen nicht allein auf die zunehmende Verwaltungsarbeit schieben. Ich glaube nicht, dass Priester vor 70 oder 40 Jahren weniger zu tun hatten. Anders gearbeitet aber haben sie (und konnten es auch). Sicher hat aber die Vergrößerung der Strukturen, die Vielfalt der Aufgaben, verbunden mit dem gesellschaftlichen Wandel dazu geführt, dass das Priesterbild diffus geworden ist. Der Priester als prägende Gestalt für das kirchliche Leben an einem festen Ort ist längst nicht mehr so präsent. Meist muss er seinen Dienst und seine Aufmerksamkeit heute auf viele Orte und Gemeinden verteilen.
Wer heute Priester wird, tut dies immer weniger auf der Basis einer prägenden familiären oder gemeindlichen Prägung. Eine Ausnahme bilden hier geistliche Gemeinschaften, in denen Glaube und kirchliches Leben einen hohen Stellenwert einnehmen und das Priestertum oder Ordensleben weiterhin als erstrebenswertes Ziel hochgehalten wird. Gesellschaftlich ist das Ansehen des Priestertums nicht zuletzt aufgrund des Missbrauchsskandals auf einen Tiefpunkt gesunken. Wer sich also heute für das Priestertum entscheidet, darf nicht auf Wohlwollen, Verständnis oder gar Freude in seinem Umfeld hoffen, manchmal noch nicht einmal in seiner Heimatgemeinde oder in seiner Familie. Der Wunsch, Priester zu werden, ist völlig „aus der Welt gefallen“.
Der Anweg zum Priestertum ist verstärkt ein sehr individueller Weg. Er wird weniger als früher durch eine katholische „Sozialisation“, also ein Aufwachsen mit der Kirche und dem Glauben geebnet. Sören Kierkegaard hat einmal den radikalen Ernst des Christentums beschrieben[7] und sagte, dass der Glaube nur begrenzt am Äußeren wachsen kann. Ich verstehe es bezogen auf unsere Zeit so, dass das äußere Gerüst (die Gemeinde, die Familie, die gesellschaftliche Form des Christentums) zu wenig an Substanz zu geben vermag. Dagegen setzte Kierkegaard den „Ritter im Glauben“, der bereit ist, das „Unvernünftige“ zu tun, also den Sprung in die Welt eines persönlichen Glaubens zu wagen. Dieser Sprung des Glaubens erscheint der Außenwelt als verstörend und unvernünftig. Man muss die Bezeichnung „Ritter“ dabei nicht mögen. Mein Eindruck aber ist es, dass wir an einem Punkt angelangt sind, wo der Einzelne auf dem Berufungsweg keine Verwurzelung mehr Gängigen, Akzeptierten oder Selbstverständlichen mehr finden kann und daher den „Sprung“ in das ganz andere des Glaubens, in seine gegenweltliche, oder „alternative“ Dimension meint wagen zu müssen.
Statt einer diffusen, manchmal auch sehr weltlichen Gestalt des Priestertums ist dann eine definierte und profilierte Form des Priesters attraktiv. Der Priester etwa in der Gemeinschaft Saint-Martin versteht sich wieder als „Geistlicher“, der in Lebensstil und Kleidung aus der Masse heraussticht. Zugleich gibt die Gemeinschaft den nötigen Rückhalt, mit vielen Gleichgesinnten einen solchen Weg zu gehen. Das Ordensleben hat außerdem die Möglichkeit der vielfältigen Betätigungsfelder. Ein Orden muss, anders als eine Diözese nicht die flächendeckende Pastoral organisieren, sondern kann viel freier seinen eigenen Aufgaben festlegen und ändern. So gibt es in der Gemeinschaft mutmaßlich mehr Freiräume für persönliche Schwerpunkte und Betätigungsfelder, sowie die Verheißung eines Alltags, der sich stärker auf das Geistliche, das Gebet, den Gottesdienst, die Sakramente und die Seelsorge konzentrieren kann. Und ein weiterer, ganz menschlicher Aspekt kommt hinzu: Es ist attraktiver, mit Gleichaltrigen zusammen zu sein. Der Eintritt in eine auch vom Durchschnittsalter ihrer Mitglieder junge Gemeinschaft gibt mir die Sicherheit, in meinem Dienst nicht irgendwann allein dazustehen. Der Eintritt in einen überalterten Diözesan- oder Ordensklerus hat eben auch zur Folge, dass ich als Junger notwendigerweise mit der „Abwicklung“ des pastoralen Erbes beschäftigt sein werde.
Ob der beschriebene Trend beim Priesternachwuchs anhalten wird oder nur eine Momentaufnahme bleibt, wird sich in einigen Jahren zeigen. Deutlich ist aber schon jetzt, dass in Deutschland (und weiten Teilen Europas) eine Veränderung im Klerus stattfindet. Die Pfarrseelsorge ist derzeit kein Zukunftsmodell. Vielleicht tun die Bischöfe gut daran, nicht nur die Ausbildung und Auswahl der möglichen Priesteramtskandidaten zu überdenken, sondern zu schauen, welche Angebote ein Bistum seinen Priestern über den Pfarrdienst hinaus machen kann. Besteht etwa die Möglichkeit zur Bildung kleiner Priestergemeinschaften auch in einem Bistum. Ist es möglich, seinen Dienst auch in Zukunft in besonderen seelsorglichen Feldern zu tun, oder für nur eine Gemeinde in einem größeren Verbund zuständig zu sein? Gibt es die Möglichkeit zur Bildung geistlicher Zentren? Wie sieht es mit der kirchlichen Prägung der Diözese aus? Wie wird über Priester gesprochen? Junge Leute, die überlegen, einen Weg im geistlichen Dienst oder im Ordensleben zu gehen brauchen anziehende Optionen, die über den Einsatz in der allgemeinen Seelsorge hinausgehen.
[1] Priester, eine aussterbende Art – Sensus fidei
[2] „Klassische“ Seelsorge in Soutane: Die Gemeinschaft Sankt Martin – katholisch.de
[3] Freude über sieben Novizen (14.08.2023) – Stift Heiligenkreuz (stift-heiligenkreuz.org)
[4] Priesterbruderschaft St. Petrus – Zahlen (petrusbruderschaft.de)
[5] Legionäre Christi – Wikipedia
[6] Priesterweihe von Bruder Johannes Roth – Franziskaner
[7] Kierkegaard, Furcht und Zittern, Problema II, in: Ders.: Die Krankheit zum Tode (Sammelband), München 2005, 255-271.
Danke für den spannenden Beitrag. Interessant wäre vielleicht noch gewesen, einen Blick auf den Priesternachwuchs in den USA zu werfen. Die Gesellschaft scheint mir dort fast noch säkularer als in Deutschland, trotzdem gibt es immer noch eine beachtliche Anzahl an Seminaristen. So hat z.B. eine Diözese wie Charlottesville im Augenblick ca 45 Männer in der Ausbildung und Cincinnatti und Wisconsin beide um die 40. Während die Mitte des Landes bekanntlich sehr viel religiöser ist als die Küsten, hat das Seminar in dem ich an der Westküste lehre, im Augenblick trotzdem immerhin 83 Seminaristen aus acht verschiedenen Diözesen, wobei aber jede von diesen acht nur einen Teil ihrer Männer zu uns schickt, d.h. dass – etwa im Vergleich zu St. Georgen – diese acht zusammen genommen noch weit mehr als 83 Priesteranwärter haben. Und das alles, obwohl in den USA der Missbrauchsskandal noch viel schlimmer war als bei uns. Wie gut die Bischöfe darauf reagiert haben ist umstritten. Doch eines ist deutlich anders, die mindestens 80% der Bischofskonferenz steht treu zur Lehre der Kirche und die Neuevangelisation steht überall ganz oben auf der Tagesordnung.
Ich frage mich, ob nicht der Syndole Weg auch dazu beiträgt, dass junge Männer sich nicht trauen, ihrer Berufung in einer deutschen Diözese zu folgen und deshalb den Weg in eine der von Ihnen genannten Gemeinschaften finden?
Danke für Ihre immer wieder wunderbaren Beiträge!
Herzlichst,
Nina Heereman
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Liebe Frau Heereman,
herzlichen Dank für Ihre Nachricht und den Hinweis auf die USA. Ich muss gestehen, dass ich dort lediglich einen kurzen Eindruck gewinnen konnte. Ich glaube, dass die USA die nachkonziliare Entwicklung in der Pastoral anders rezipiert haben. Der katholische „Markenkern“ spielt bis heute, wohl auch im Miteinander der unterschiedlichsten Konfessionen offensichtlich eine viel stärkere Rolle. In der Gesellschaft ist trotz der starken Polarisierungen die christliche Tradition weiterhin stark und selbstverständlich. Wie wird die Rolle der Priester gesellschaftlich bewertet? Wir sind in Deutschland da derzeitig in der Situation, dass die Kirche gerade die Kritik am Klerus sehr stark aufgenommen hat, so dass innerkirchlich (auch bei den Bischöfen) die Priester zuweilen als störendes Element wahrgenommen werden. Die Schleife dreht sich gerade weiter. Mit dem Stichwort „Machtmissbrauch“ ist ein neuer Topos gefunden worden, um die Rolle des Klerus weiter in Frage zu stellen. Allerdings ist der Einbruch der Priesterzahlen ja bereits ein Phänomen, das weit vor dem Missbrauchsskandal eingesetzt hat. Das Stichwort „Neuevangelisierung“ ist in diesem Zusammenhang interessant. Ich nehme in Deutschland wahr, dass der missionarische Impuls keine große Rolle spielt und wenn, dann eher in der Form, neue „Formate“ für eine (ich sag’s mal positiv) „niederschwellige“ Ansprache von Menschen zu finden.
Herzliche Grüße in die Staaten,
Georg Bergner
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Lieber Pfarrer Bergner,
danke für Ihre ausführliche Antwort, über die ich mich sehr gefreut habe. Zufällig ist gerade eine Statistik über Berufungen in den USA raus gekommen. Die Analyse könnte Sie interessieren.
https://www.pillarcatholic.com/p/on-vocations-asking-is-key
Herzlichst,
Nina Heereman
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