Fragt man Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten nach ihrer Motivation, sagen Sie häufig: Ich möchte gerne etwas Sinnvolles tun. Meist passt ein Engagement gerade in ihre Lebensphase. Die Kinder sind groß geworden und fordern nicht mehr soviel Aufmerksamkeit, die Arbeitszeiten haben sich verkürzt, pflegebedürftige Angehörige sind verstorben, oder man ist in den Ruhestand eingetreten. Auf einmal ist wieder etwas Platz im Kalender oder man möchte wieder ein paar neue Leute kennenlernen, man hat den Eindruck, auf anderen Gebieten nicht mehr so gebraucht zu werden wie früher. Wie auch immer: Viele sind in einer solchen Situation auf der Suche nach etwas, das ihrem Leben eine neue Note geben kann, sie ausfüllt oder bereichert. Also, etwas Sinnvolles tun: Für andere da sein, eine soziale Aufgabe übernehmen, einen Dienst in einem Verein tun, die eigenen Hobbies, wie Kochen, Garten, Radfahren, Werken oder Basteln anderen vermitteln und die erworbenen Fähigkeiten aus dem Berufs- und Familienleben an anderer Stelle einbringen.
Als sinnvolle Tätigkeit erscheinen mir Dinge, die in sich einen Sinn haben, also einem guten Zweck dienen, die ein Gemeinschaftswerk fördern oder, die mein Leben bereichern und ausfüllen. Sinnlose Tätigkeiten sind solche, die ich zum reinen Zeitvertreib mache, oder, die einem Zweck dienen, mit dem ich mich nicht identifizieren kann. Jesus spricht diesen Aspekt im Gleichnis des heutigen Evangeliums an (Lk 12, 32-48). Es handelt sich um Anweisungen für die „Zwischenzeit“, die er seinen Jüngern auf den Weg geben möchte. Er spricht von dem Herrn, der auf einem Hochzeitsfest ist und seine Verwalter anweist, auf ihn zu warten. Die Rückkehr, so sagt er, kann sich verzögern. Wichtig ist, dass die Verwalter in der Zwischenzeit tun, was ihnen aufgetragen ist. Sie sollen im Warten nicht nachlassen und vor allem Haus und Hof nicht vernachlässigen. Sie sollen ihre Aufgabe erfüllen. „Tut also etwas Sinnvolles, während ihr wartet.“ Am besten, so sagt Jesus ist es, wenn der Herr bei seiner Rückkehr die Verwalter damit beschäftigt findet, den Angestellten gerade ihre Tagesration auszuteilen.
Wir hatten an diesem Wochenende Besuch in Schwerin. Die Gemeinschaft der Schwestern von Mutter Theresa aus Hamburg haben mit Ehrenamtlichen einen Ausflug gemacht. Über viele Jahre haben sie in Hamburg das „Haus Betlehem“ geführt, ein Ort für Obdachlose und Bedürftige, in dem sie Essen, Zuspruch, Hilfe und teilweise auch ein Bett zum Schlafen finden konnten. In den google-Rezensionen zu Haus Betlehem hat eine Frau sinngemäß geschrieben: „Ich würde den Schwestern gerne mehr als fünf Sterne geben, aber eine höhere Bewertung ist hier nicht möglich. Ich war dort über eine ganze Zeit zu Gast und wurde immer herzlich aufgenommen. Täglich bekam ich etwas Gutes zu essen und man hat sich um mich gekümmert. Hier konnte ich meine Sorgen loswerden. Danke den Schwestern, dass sie mich in meiner schweren Zeit durchgefüttert haben.“
Hier ist das Wort von der Tagesration ganz wörtlich genommen. Eine sinnvolle Tätigkeit im Sinne des Reiches Gottes. Und ein ganz einfacher Auftrag für die Zwischenzeit: Tagesrationen ausgeben. Das ist etwas ganz Praktisches und Einfaches. Nicht alle Probleme der Welt lösen, sondern sinnvollerweise das tun, was mir uns anderen über den Tag hilft: Den Kindern, den Freunden, den Pflegebedürftigen, denen, die einen Rat oder eine Aufmunterung brauchen, den Kranken, in der einfachen Zuwendung, in der Organisation , in den ganz alltäglichen Gesten.
Augustinus beschreibt es so: „Was ist so wohlfeil, was so irdisch, als einem Hungernden Brot zu brechen? Soviel wert ist das Himmelreich. Aber du hast nicht die Möglichkeit, Brot zu brechen, hast kein Haus, um zu beherbergen, hast kein Kleid, um zu bedecken? – Gib einen Becher kalten Wassers, wirf zwei Scherflein in den Opferkasten. Es kostet so viel als du hast.“ Es ist der Auftrag in einer Beziehung, einer Familie, einem Gemeinwesen und natürlich auch in einer Kirche, die sich als Gemeinschaft versteht, in der wir uns im Gebet, in der Seelsorge und in den praktischen Fragen stützen sollen. Das Reich Gottes ist im Kern nichts Kompliziertes. Es lebt davon, dass alle die können, etwas Sinnvolles tun wollen und etwas beitragen möchten, nicht als Selbstzweck, sondern als Modus, die Zeit zu überbrücken, immer im Wissen, das dort noch jemand anderes ist, den wir erwarten und an den wir uns wenden.